Frau Wöppelmann, wie starten Sie in die Planung eines Grundrisses?
Antwort: Zunächst schaue ich mir den Zuschnitt des Grundstücks an. Welche Himmelsrichtungen liegen vor? Zu welcher Seite möchte ich die „Lebensräume“, also Kochen, Essen und Wohnen im Erdgeschoss, orientieren? Dabei spielt auch die Lage des Gartens eine große Rolle, ebenso wie bestehende Bäume oder die Nachbarbebauung.
Und welche Rolle spielt dabei die Öffnung zur Natur?
Antwort: Eine sehr große. Mit großen Fenstern oder Glasschiebeelementen öffne ich die Aufenthaltsräume bewusst in Richtung Natur. Diese Räume nehmen meist einen erheblichen Teil der Hausbreite ein. Im Zusammenspiel mit Himmelsrichtungen, Grundstückszuschnitt und der Erschließungsstraße entsteht so die Grundfläche des Hauses.
Wie geht es nach der Grundfläche weiter?
Antwort: Dann folgt die Kubatur, also das „Ziehen“ der Grundfläche in die Höhe. Hier geben die örtlichen Bauvorschriften den Rahmen vor: Gibt es einen Bebauungsplan oder orientiere ich mich an der umliegenden Bebauung? Vorgaben zu Dachform, Neigung, Trauf- und Firsthöhen oder der Anzahl an Vollgeschossen bestimmen stark, wie ich die Architektur umsetze. Selbst wenn zum Beispiel ein Satteldach vorgeschrieben ist, kann ich durch Details wie den Verzicht auf Dachüberstände, die Integration von Flachdach-Querhäusern oder durchgezogene Giebelscheiben eine moderne Gestaltung erzielen.
Welche weiteren Aspekte beziehen Sie in die Planung ein?
Antwort: Nach der Anordnung der Wohnbereiche widme ich mich den Nebenanlagen. Wo platziere ich Garage oder Carport optimal, vielleicht direkt an der Grenze, um einen praktischen Zugang zum Haus zu schaffen? Erfolgt dieser über einen straßenseitigen Technikraum? Und welche Möglichkeiten habe ich, einen geschützten Eingangsbereich zu gestalten, etwa über ein weitergezogenes Flachdach oder einen Erker?
Welche Botschaft möchten Sie Bauherren mitgeben?
Antwort: Der Grundriss entsteht nicht isoliert, sondern in enger Verbindung zwischen innen und außen. Grundstück, Himmelsrichtungen, Bauvorschriften und individuelle Wünsche greifen ineinander – und erst aus dieser Wechselwirkung entsteht Architektur, die funktioniert und begeistert.